Interview mit Ulrich Bauer-Staeb über Biofeedback

Netterweise hat sich Herr Ulrich Bauer-Staeb, Inhaber von Staeb Medical Medizintechnik zu einem ausführlichen Interview bereit erklärt.

Und damit soll es auch ohne weitere Einleitung direkt losgehen:

F: Können Sie mir bitte Biofeedback kompakt in wenigen (kurzen) Sätzen definieren?

A: Biofeedback als Methode ist ein wissenschaftlich fundiertes Verfahren der Verhaltensmedizin. Mittels Messinstrumenten werden psychophysiologische Vorgänge im Körper abgeleitet und – technisch aufbereitet – dann akustisch und visuell rückgemeldet.
Hierdurch werden unbewusste Prozesse bewusst gemacht.

Auf dieser Grundlage wird es dem Patienten im nächsten Schritt ermöglicht, auf die sonst unbewusst ablaufenden Muster selbst willentlich Einfluss zu nehmen.

Über den Effekt der sog. operanten Konditionierung lernt der Patient diese Selbstbeeinflussung zunehmend auch ohne Rückmeldung aufrecht zu erhalten. Paradoxerweise ist also das Ziel beim Einsatz eines Biofeedbackgerätes, dass der Patient möglichst bald keines mehr braucht.
Daher bieten wir auch ein Mietmodell an.

F: Wie genau soll Biofeedback bei Zähneknirschen helfen?

A: Dies in zwei Sätzen zu beantworten ist schwierig. Wir haben hierzu ausführliche Informationen auf unserem Portal (unter www.zaehneknirschen-bruxismus.de) bereitgestellt.

Grundsätzlich leitet sich das Vorgehen aus der vorher genannten Beschreibung der Biofeedbackmethode ab. Zunächst muss das Gehirn wahrnehmen, dass etwas passiert, was so nicht in Ordnung ist. Das geht aber nur über die Bewusstmachung, weshalb wir die Patienten in den ersten fünf Nächten auch gewollt und zuverlässig wecken.

Ein klar definierter Zeitraum und im Vergleich zu den oft jahrelangen Patientenkarrieren auch sehr kurz.
Überdies kommen die Patienten mit Hilfe des Weckens anschließend besser in die Tiefschlafphasen, die für die physische Regeneration zuständig sind.

Der ungesunde Schlaf wird also unterbrochen und die Patienten wachen in der Früh sogar erholter auf als vorher. Ab der sechsten Nacht können die Patienten den Alarm ausschalten, einfach indem Sie die Muskulatur entspannen.

Dies geschieht anfangs noch bewusst (es wurde ja gelernt) und passiert in der Folge immer schneller, leichter und ohne Wachwerden.

Wichtig ist – insbesondere bei begleitenden Schmerzen im Kopfbereich, also Kiefer, Schulter-Nacken sowie bei begleitendem Spannungskopfschmerz – auch das klassische Biofeedback am Tag mit muskulärem Wahrnehmungstraining.

Der wissenschaftlichen Literatur kann man entnehmen, dass dies insbesondere bei Spannungskopfschmerz effektive Auswirkungen auf die Schmerzintensität hat. Hierfür sollte man etwa 5-10 Min. täglich einplanen.

F: Sie bieten unter www.staeb-medical.info das Biofeedbackgerät MyoStaeb®-E an. Wie unterstützt dies konkret die Betroffenen und wie sieht die Anwendung aus?

A: Der Bruxismustrainer schafft die technische Voraussetzung für ein erfolgreiches Biofeedbacktraining.

Es ist ein 2in1-Gerät und ermöglicht einerseits die zeitversetzte Rückmeldung des Zähneknirschens, die wichtig ist, damit der Patient nicht bei jeder Bewegung einen Alarm rückgemeldet bekommt.

Zum anderen ist über optische Rückmeldung und einen kontinuierlichen, sich mit der Muskelspannung veränderndem Ton, ein klassisches und differenziertes Biofeedbacktraining am Tag möglich.

Mindestens eben so wichtig ist jedoch der korrekte Einsatz dieses technischen Hilfsmittels. Deshalb haben wir für den Bruxismustrainer ein „ausführliches und geführtes Übungsprogramm“ entwickelt, das unsere Erfahrung seit Beginn 1999 umfasst.
Wir sind stolz, dafür bereits 2012 aus den Vorstandsreihen der Deutschen Gesellschaft für Biofeedback e.V. die Bewertung „sehr gut“ erhalten zu haben.

Und weil man auch mit hervorragenden Unterlagen nicht alles abdecken kann, erhalten unsere Patienten auf Wunsch auch einen „Ideal-Start“-Termin, der bereits im Preis enthalten ist. Hierbei überprüfen wir die vom Patienten vorgenommenen Einstellungen und geben anhand der Erfahrungen der ersten Anwendungsnächte noch weitere Hinweise und Hilfestellungen.

Das ist für uns relativ aufwändig, aber unabdingbar und die Zufriedenheit unserer Patienten rechtfertigt das mehr als genug. Und dass von den Patienten, die unseren Ideal-Start wahrnehmen, bislang noch niemand die Anwendung vorzeitig abgebrochen hat, zeigt – so denke ich – wie wichtig diese persönliche Unterstützung ist.

Dabei gilt es manchmal auch, die Patienten vor Übermotivation oder selbst auferlegtem Erfolgsdruck zu bewahren.
Bruxismuspatienten sind meist sehr gewissenhaft, oft ein wenig ungeduldig und haben hohe Erwartungen an sich selbst.

F: Wie unterscheidet sich der Bruxismustrainer MyoStaeb®-E von anderen Geräten gegen Bruxismus?

A: Teils technisch und teils im Ansatz. Rein technisch bietet der Bruxismustrainer sowohl die Funktionalität für ein klassisches Biofeedback mit muskulärem Wahrnehmungstraining und muskulären Entspannungsübungen am Tag, wie ich es eben schon beschrieben habe, als auch die Alarmfunktion bei auftretendem Zähneknirschen mit zeitverzögertem Alarm in der Nacht oder am Tag, so dass normale Bewegungen keinen Alarm auslösen.

Bei mir bekannten anderen Geräten ist kein klassisches Biofeedback möglich und der Alarm löst sofort aus. Darüber hinaus messen wir in der Regel den Masseter (Kaumuskel), es sei denn der Patient wünscht eine Rückmeldung über den Schläfenmuskel Temporalis. Andere Geräte sind da weniger flexibel und beschränken sich auf einen Messpunkt.

Allerdings steht und fällt der Erfolg auch eines technisch hochwertigen Gerätes mit seiner sinnvollen Anwendung. Einem Patienten einfach ein Gerät auszuliefern und ihn dann allein zu lassen, ist meines Erachtens fahrlässig und beschädigt obendrein den guten Ruf der erfolgreichen Biofeedbackmethode.

Was den Anwendungsansatz angeht, ist unser Vorgehen mit einem speziellen anerkannten Übungsprogramm, dem Ideal-Start und einem kostenfreien Support einzigartig im deutschsprachigen Raum. Auch die Kleinigkeit, dass wir die Patienten vor Ablauf der Mietzeit an das Nutzungsende erinnern (also das Gegenteil einer Abo-Falle) ist meines Wissens nicht sonderlich verbreitet.

Ein wesentlicher Unterschied ist zudem unser Bekenntnis dazu, dass der Patient etwas von der Anwendung mitbekommt. Natürlich schreckt das vielleicht den einen oder anderen Patienten im ersten Augenblick ab, aber diejenigen, die sich gut informieren und ernsthaft etwas gegen ihr Zähneknirschen unternehmen wollen, profitieren am Schluss von ihrem eigenen Erfolg, an dem sie maßgeblich beteiligt sind.

Es gab in der Vergangenheit bereits mehrere Anbieter, die (aus Marketinggründen?) angaben, der Patient bekomme so gut wie gar nichts mit und das Problem erledige sich dann ohne Zutun und von ganz allein.
Dies zu behaupten ist nach meiner Meinung unseriös. Die Biofeedbackmethode ist stark kognitiv ausgerichtet.
Drei solche Produkte sind in den letzten Jahren aufgetaucht, zwei davon gibt es schon nicht mehr, über das dritte haben Sie in Ihrem Blog ja schon berichtet.

F: Wie sind Ihre Erfahrungen bzw. was ist das Feedback Ihrer Anwender bzgl. Erfolgsquote und Dauer der Anwendung?

A: Das ist natürlich abhängig vom jeweiligen Patienten, seiner Compliance, also Mitwirkungsbereitschaft, und der Dauer seiner Beschwerden. In der Regel aber ist der Einsatz über acht bis zwölf Wochen sinnvoll. Dabei dient knapp die Hälfte dieses Zeitraums der Festigung des in den ersten Wochen erzielten Erfolgs.
Hinweise, dass eine längere Anwendung die Erfolge stabilisiert, findet man auch in der internationalen wissenschaftlichen Literatur und unsere Erfahrungen seit Ende der 1990er Jahre bestätigen dies.

Als Erfolgsquote werden in der einschlägigen Literatur etwas über 50% angegeben, was im medizinischen Bereich bereits beachtlich ist.

Nach unseren Beobachtungen schätze ich den Erfolg aber deutlich höher ein, etwa bei 70-75%. Um das auch wissenschaftlich zu untermauern, führen wir derzeit eine längerfristig ausgelegte, randomisierte Studie an einer Universitätszahnklinik durch. Da bin ich schon gespannt. Über das, was unsere Patienten an Feedback geben, kann man sich auch bei unseren Bewertungen informieren.

Dennoch bieten auch wir kein „Allheilmittel“ an. Das Zähneknirschen können wir mit großer Zuverlässigkeit abtrainieren helfen – wenn aber beispielsweise eine Angststörung existiert und der Patient oder die Patientin nichts hiergegen unternimmt, wird auch das Knirschen irgendwann wieder auftauchen. Deshalb finde ich auch Ihr Ebook interessant.

Bei der Lektüre habe ich an einigen Stellen gedacht, dass sich unsere Ansätze bei bestimmten Patienten gut ergänzen, beispielsweise bei manchen Übungen, die mit gezieltem Biofeedbacktraining einfach genauer umsetzbar sind und damit schneller zum Erfolg führen oder bei Ihren Alltagshinweisen, die auch beim Einsatz des Bruxismustrainers eine positive Ergänzung bedeuten können.
Vielleicht lohnt hier mal ein Gespräch darüber.

F: Ich entscheide mich jetzt dafür den Bruxismustrainer anzuwenden. Was sind die konkreten nächsten Schritte?

A: Sie können Ihren Bruxismustrainer einfach online bestellen. Hinweise dazu haben wir hier zusammengefasst. Oder Sie rufen bei uns an und geben Ihre Bestellung telefonisch durch, was insbesondere dann empfehlenswert ist, wenn Sie vielleicht auch noch die eine oder andere Frage haben.
Da nehmen wir uns gerne Zeit.

F: Welche Kosten entstehen für mich? Werden diese Kosten evtl. von der Krankenkasse übernommen? Was kann ich tun, wenn es bei mir gar nichts bewirkt?

A: Biofeedbackgeräte sind als Hilfsmittel – außer bei der Indikation Inkontinenz – nicht im Hilfsmittelkatalog der GKVen gelistet. Eine Kostenübernahme ist also immer eine Kulanzleistung der Krankenkasse. Bisher waren es über 80 unterschiedliche Kassen, die die Kosten übernommen haben, zuletzt vergangene Woche, nachdem der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) einen Einsatz des Bruxismustrainers befürwortet hatte.

Insgesamt ist die Bereitschaft aber in den letzten 10-15 Jahren deutlich gesunken und es gibt ein paar Punkte zu beachten, damit ein Antrag bei der Krankenkasse erfolgversprechend ist.
Hier empfehle ich, sich vorher bei uns telefonisch Rat einzuholen.

Grundsätzlich ist die Anwendung also eine Selbstzahlerleistung. Im Schnitt geben unsere Patienten etwa 300 bis 450 Euro für die gesamte Anwendung mit Leihgerät aus. Also ein Betrag, der deutlich unter den Zuzahlungsbeträgen bei späterem Zahnersatz liegt. Wer nach der Miete dann ein Neugerät kaufen will, dem rechnen wir einen Teil der Gerätemiete an.
Dies geschieht vor allem dann, wenn die Anwender das MyoStaeb®-E mit anderen Einstellungen z.B. auch am Schreibtisch einsetzen wollen. Wer sofort ein Neugerät kauft, genießt eine Rückgabegarantie von 60 Tagen.

Was Sie tun können, wenn der Einsatz bei Ihnen gar nichts bewirkt, kann ich Ihnen nicht beantworten, da uns dieser Fall tatsächlich noch nicht rückgemeldet wurde.

Mindestens eine spürbare Verbesserung, eine deutlich bessere Körperwahrnehmung und die damit verbundenen positiven Effekte wie Schmerzreduktion oder bessere Entspannungsfähigkeit sind zuverlässige „Nebenwirkungen“, die Sie in den zwei bis drei Monaten erfahren – vorausgesetzt natürlich, sie lassen das Gerät nicht ungenutzt im Schrank liegen.


Vielen Dank an Herrn Bauer-Staeb für das informative Interview.

Ich hoffe, das Interview hilft dir, mein lieber Leser, eine Entscheidung bzgl. der Miete oder Anschaffung eines Biofeedbackgeräts zu treffen.

Wer noch weitere Informationen und Hintergründe erfahren möchte, kann sich dieses Video ansehen:

Ein weiteres, etwas langwieriges, „Unboxing“-Video gibt es auch auf Youtube. Zumindest sieht man MyoStaeb®-E dort in Action.

Hast du auch schon Erfahrung mit einem Biofeedbackgerät gemacht?
Schilder diese doch einfach in einem (gerne auch anonymen) Kommentar.

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